Schadstoffsanierung nach Hochwasser
Mögliche Risiken in Gebäuden nach Hochwasser
In den letzten Jahren häuften sich Schadenereignisse durch Überschwemmungen, die teilweise zur Vernichtung von Existenzen führten,
in vielen Fällen wurden Gebäude vollständig vernichtet.
In den meisten Fällen wird versucht, beschädigte Gebäude wieder bewohnbar zu machen – oft wurden aber die Gebäude mit dem eingedrungenen Wasser massiv schadstoffbelastet (Heizöl und viele andere Chemikalien).
Ein vordringliches Ziel jeglicher Saniermaßnahmen muss daher auch die Beachtung gesundheitlicher Aspekte sein, um wieder ein dauerhaft bewohnbares Gebäude zu schaffen - ohne Risiko von gesundheitlichen Langzeitschäden.
Viele Sanierfirmen sehen aber hier einen attraktiven Markt, angesichts des Zeitdrucks der Betroffenen hier schnell Geld" zu machen – ohne die gesetzlichen auch vorgeschrieben Aspekte möglichst emissionsarmer baulicher Tätigkeiten zu beachten.
Wichtig für Planer/ Bauunternehmen/ Handwerker
Auch bei Sanierungen sind die rechtlichen Grundlagen für "gesundheitsbezogen verantwortungsbewusstes" Bauen einzuhalten -
dies betrifft unter anderem auch die MVV-TB bezüglich "Gesundheitsschutz"
aber auch Fragen der
- Planer/ und Verarbeiterhaftung (Planung, Produktauswahl, Ausführung)
- Pflicht zur "Gefährdungsbeurteilung" vor jeglicher baulichen Tätigkeit
und zum eigenen Schutz vor nachträglichen "Forderungen"
- Bedenkenhinweispflicht (falls die Auftragserteilung ihren fachlichen Kenntnissen entsprechend zu Mängeln führen könnte - sei es aus bautechnischer Sicht, sei es auch durch die Forderung nach konkreten Produkten durch den Auftraggeber, die unter anderem auch zu späteren Schadstoffbelastungen führen könnten.)
Aber auch Hersteller und Händler, beauftragte "Berater" sollten auf ihre "Beratungshaftung" hingewiesen werden,
wenn sie Produkte empfehlen, bei dnen "gesundheitsbezogene Risiken" für die Verarbeiter, beziehungsweise die späteren Gebäudenutzer nicht auszuschließen sind.
Eine Zusammenfassung von Empfehlungen, rechtlichen Hinweisen, finden Sie in der EGGBI Schriftenreihe unter
"Schadstoffsanierung nach Hochwasser "
Einige Auszüge daraus:
Technische Folgeschäden am Gebäude
Gesundheitliche Folgeschäden für die Gebäudenutzer
Hinweise zu
Produkten zur Schadstoffreduktion - Effektive Mikroorganismen (EM) u.a. - Sanierung allgemein
siehe auch allgemeine Hinweise zu belasteten Gebäuden
(Hochwasser Kössen 2013)
Wertvolle Informationen finden sich auch unter
Schadstoffe im Hochwasserschaden, (ARGUK August 2021)
Technische Folgeschäden
Neben enormen Verlusten bei Einrichtungen, Fahrzeugen, Verwüstungen von Gärten, Zerstörungen der Infrastruktur (Wasser, Kanal, Strom) verursachen die Überschwemmungen auch immer wieder hohe Schäden an der Gebäudesubstanz - an deren Behebung natürlich viele "mitverdienen wollen".
Wir empfehlen hier auf jeden Fall von "Schnellreaktionen" (Sanierputze, Absperrprodukte) ohne vorherige umfangreiche Trocknungs- Maßnahmen abzusehen, und sich hier wirklich professionelle technische Beratung einzuholen.
Oft entsteht der Dauerschaden erst durch das "Einschließen" von Feuchtigkeit im Mauerwerk - verbunden mit nicht abschätzbaren technischen (Zerstörung von Bausubstanz), aber auch gesundheitsschädlichen Folgen (vor allem Schimmelbelastungen).
Bei Trocknungsmaßnahmen sollte möglichst auf Heißluftgebläse verzichtet werden, da diese eventuell bereits vorhandene Schimmelsporen zusätzlich im Gebäude verteilen;
bevorzugt sollten Bautrockner eingesetzt werden, bei denen das Kondenswasser gesammelt und entsorgt wird.
Gerade zur Schimmelvermeidung nach Hochwasser bietet das Umweltbundesamt eine Reihe von Ratschlägen.
Gesundheitliche Folgeschäden und deren Vermeidung
Um Langzeitbelastungen mit Schadstoffen zu vermeiden, sollte bereits vor Beginn aller Saniertätigkeiten eine entsprechende Schadstoffuntersuchung stattfinden.
Hier ist größte Sorgfalt bei der Auswahl des Schadstoffprüfers angeraten - gerade bei überregionalen Schadensfällen versuchen viele "Trittbrettfahrer" schnelles Geld mit unqualifizierten Schadstoffuntersuchungen und Sanierempfehlungen zu machen.
Suche nach qualifizierten "Schadstoffprüfern, Prüfinstituten".
Der erforderlich Prüfumfang kann nur vor Ort ermittelt werden.
EGGBI befasst sich grundsätzlich ausschließlich mit Fragen der Vermeidung gesundheitlicher Belastungen und bietet keine "technischen Beratungen".Ich biete auch keine Schadstoffprüfungen, helfe aber gerne bei der Auswertung entsprechender Messergebnisse.
Kostenlose Bewertung von Prüfberichten
Mögliche Belastungen
Bei Überschwemmungen besonders zu beachten:
1 Schimmel
Grundsätzlich:
Feuchtigkeit durch Wasserschäden und allgemeine bauliche Mängel (mangelhaft ausgeführte Luftdichtheitsebenen. Wärmebrücken) sind (neben falschem Lüftungsverhalten) die entscheidenden Voraussetzungen für die
Informationen zum Thema
· Gesundheitsrisiken und
Bei Hochwasserschäden ist primär zu gewährleisten, dass dem Mauerwerk die Feuchte vor jeglicher weiteren Tätigkeit mit geeigneten Trocknungsmaßnahmen entzogen wird, ohne durch Ventilatoren Schimmelsporen möglicherweise im übrigen Haus zu verteilen,
und dass gewährleistet wird, dass keine weitere Feuchtigkeit durch mangelhafte oder beschädigte "Außenisolierung" das Mauerwerk weiterhin belasten kann.
"Von Schimmelpilzen kann eine Gesundheitsgefahr ausgehen, wenn die Sporen in großer Zahl eingeatmet werden. Grundsätzlich sind alle Schimmelpilze in der Lage, allergische Reaktionen wie beim Heuschnupfen (laufende Nase, Augenreizungen, Niesen) auszulösen. Wenn Sie in einer feuchten, schimmligen Wohnung leben, haben Sie außerdem ein erhöhtes Risiko für Atemwegserkrankungen und Atemwegsinfektionen sowie für eine Verstärkung einer vorhandenen Asthmaerkrankung." Zitat UBA
Bei den weiteren Maßnahmen (Schimmelsanierung) sollten gesundheitsschädliche "Antischimmelprodukte" möglichst vermieden werden - Schimmelsanierung
und nur Putze, Wandfarben eingesetzt werden, die ihre gesundheitliche Unbedenklichkeit seriös nachweisen können -
Eigenaussagen der Hersteller, diverse Gütezeichen und Zertifikate Sicherheitsdatenblätter sind in den meisten Fällen in keiner Weise ausreichend für eine umfassende gesundheitliche Beurteilung.
Siehe dazu Übersicht:
In sehr vielen Fällen kommt es bei Hochwasser aber auch zu nicht zu unterschätzenden
2 "Verunreinigungen" mit Chemikalien, Heizöl, Fäkalien",
die zu "Langzeit" Belastungen der Innenraumluft führen können, und neben krebserzeugenden Benzolen und anderen Lösemitteln eine Vielzahl an weiteren kritischen, zumindest oft aber allergenisierenden, sensibilisierenden Stoffen, Gerüchen enthalten können.
Mögliche gesundheitliche Auswirkungen
Ein Absperren dieser Schadstoffe ist in vielen Fällen nicht möglich!
"Absperrung" belasteter Flächen
Wie bei allen Schadstoffbelastungen empfehlen wir hier, professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen, und allgemeine Richtlinien nachhaltiger Schadstoffsanierungen zu beachten.
Bei der Beauftragung von entsprechenden Beratern ist zu beachten, dass hier viele verwendete "Berufsbezeichnungen" nicht geschützt sind (Gesundheitsberater, Baubiologe…) und sich unter diesem Namen neben hochqualifizierten Fachleuten häufig auch viele Geschäftemacher tummeln, denen es unter anderem sehr oft nur um den Verkauf ihrer eigenen Produkte geht.
Suche nach qualifizierten Beratern, Prüfern und Prüfinstituten
3 Eingesetzte Baustoffe
Nicht nur für Wandfarben und Putze – auch für alle anderen Bauprodukte gilt die Empfehlung einer gewissenhaften Produktauswahl!
Es wäre unverantwortlich, bei möglicherweise ohnedies nicht restlos beseitig- baren Restbelastungen aus dem Schadensfall selbst noch zusätzliche Schadstoffe in die Gebäude "einzuschleppen".
Händler und Verarbeiter sollten aufgefordert werden, hier nur nachgewiesen unbedenkliche Produkte zu empfehlen bzw. einzusetzen.(Siehe Hinweise im Kapitel 2.2.1)
Dazu einige Hinweise:
· Mögliche Schadstoffe aus Bodenbelägen
· Gesundheitsrisiken in Gebäuden
Gerne erstellen wir kostenlose Stellungnahmen zu Schadstoffprüfberichten von Herstellern:
Kostenlose Bewertung von Prüfberichten
Diverse "angebotene" Mittel zur Schadstoffreduktion (EM und andere)
Vielfach kommuniziert wird vor allem der Einsatz von EM-Produkten – bedauerlicherweise fehlen uns für eine Empfehlung dafür maßgebliche Informationen.
1. EM- Produkte (Effektive Mikroorganismen)
Obwohl es inzwischen nachgewiesen Mikroorganismen gibt, die beispielsweise Öl abbauen können ist, ist es EGGBI bisher (Juli 2021) noch nicht gelungen, umfassende
wissenschaftliche Nachweise
1. der tatsächlichen Funktionalität sogenannter "funktioneller Mikroorganismen" in der praktischen Umsetzung(!) (siehe dazu auch Max- Planck- Gesellschaft: Kommentar) - dies vor allem "produktbezogen" und nicht belegt durch unbestrittene allgemeine Forschungsergebnisse zu EM
2. und der eventuellen Eigenemissionen der dazu angebotenen "Mittel" zu Öl- und Geruchsabbau zu erhalten, ebenso wie eine Antwort auf die
3. technischen Frage: "mögliche negative Reaktionen in der Bausubstanz".
Aktueller Informationsstand zu einem solchen EM-Produkt:
(weitere Hersteller sind herzlich eingeladen, uns ebenfalls Informationsmaterial zu den 3 Fragen zur Verfügung zu stellen; einige verweigerten bisher grundsätzlich jede Antwort)
Multikraft eMB Aktiv:
- Sicherheitsdatenblatt (siehe dazu Aussagekraft von Sicherheitsdatenblättern)
- Informationsblatt des Herstellers zum Einsatz bei Hochwasserschäden
- Zahlreiche Zertifikate – wir erhielten bisher aber keine Prüfberichte dazu außer einer
- Unbedenklichkeitserklärung der Mikroorganismen = Bewertung der Angaben des Herstellers durch einen Universitätsprofessor, offenbar aber keine eigenen Untersuchungen
- Referenzen Kläranlagen, Fettabbau (und damit Geruchsbeseitigung);
Informationen über Auswirkungen im Gebäude (Eigenemissionen, Reaktion mit dem Mauerwerk), wissenschaftliche Untersuchungen konkret zum Heizölabbau konnten allerdings bisher noch nicht vorgelegt werden.
Wir haben daher bereits im September 2017 versucht, wissenschaftliche Nachweise über Funktionalität und mögliche Abbauprodukte zu erhalten.
Aussagen des Bundesinstituts für Risikobewertung zu EM:
https://www.bfr.bund.de/cm/343/8-sitzung-der-bfr-kommission-fuer-hygiene.pdf 3.5.2012 (Kapitel 11)
„Information zu effektiven Mikroorganismen
In Präparaten von „effektiven Mikroorganismen“ wurden vor allem Milchsäurebakterien (Laktobazillen) und Hefen gefunden. Der pH ausgewählter Formulierungen derartiger Mikroorganismen betrug ca. 3,5. Enterobacteriaceae und Schimmelpilze, phototrophe Bakterien sowie die typischen Bodenbakterien (z.B. Streptomyces oder Nocardia) wurden in Formulierungen von „effektiven Mikroorganismen“ nicht angetroffen.
Vereinzelt werde auch Bacillus (B.) cereus, B. thuringiensis, B. subtilis und Candida spp. gefunden. Es ist davon auszugehen, dass das Weiterkultivieren derartiger Formulierungen die Zusammensetzung der Mikroflora ver- ändert. Der Nutzen und die möglichen Gefahren effektiver Mikroorganismen sind unklar.“
https://www.bfr.bund.de/cm/343/1-gemeinsame-sitzung-der-bfr-kommission-fuer-hygiene-und-der-kommission-fuer-biologische-gefahren.pdf 15.11.2012 Kapitel 7
Effektive Mikroorganismen
"In einem zusammenfassenden Vortrag wurde das Thema „Effektive Mikroorganismen (EM)“ vorgestellt. Bei EM handelt es sich um eine Mischung aus verschiedenen Mikroorganismen, denen in Kombination eine positive Wirkung in den verschiedensten Einsatzbereichen (z.B. Bodenhilfsstoff, Luftverbesserer, Kosmetik, Stallreiniger) zugeschrieben wird. Problematisch hierbei ist, dass die Zusammensetzung der Mikrobenkombination nicht deklariert ist und der Verbraucher bei bestimmten Produkten animiert wird, die Bakterien selbst zu kultivieren. EM haltige Produkte werden zum Teil auch in Apotheken vertrieben. Es stellte sich die Frage nach der rechtlichen Zulassung derartiger Produkte. Im Rahmen einer Diplomarbeit wurden in EM-Mischungen keine potenziell pathogenen Mikroorganismen nachgewiesen. Es sollte dennoch geprüft werden, inwiefern hier eine Täuschung des Verbrauchers vorliegt. Die Kommissionsmitglieder sind sich einig, dass die Thematik weiterhin beobachtet wird und bei den kommenden Sitzungen als Tagesordnungspunkt diskutiert wird."
Wir baten das Bundesinstitut um Antwort, ob dieses Thema seit 2012 nochmals diskutiert wurde- Protokoll konnten wir bisher keines dazu finden.
Kritisiert wird in Fachkreisen die mangelnde Deklaration und wie bereits erwähnt fehlende universitäre Forschungsergebnisse zur tatsächlichen Funktionalität gegenüber bestimmten definierten Stoffen, Belastungen sowie Bewertung der damit sich ergebenden „Abbauprodukten“.
2. Zusammenfassende Bewertung diverser "Mittel"
bezüglich Wirksamkeit und Einsatzmöglichkeit von EM , aber auch anderer vielfach publizierter Reinigungs- und Sanierprodukten:
Wissenschaftliche Nachweise der gesundheitlichen Unbedenklichkeit dieser Produkte selbst (z.B. Emissionsprüfberichte) fehlen uns derzeit leider nach wie vor sowohl für sogenannte "Absperrprodukte", "Neutralisatoren" und die meisten "Reiniger".
3 Anforderungen für Empfehlungen für Geruchs/ Schadstoffsanierung:
Voraussetzung für Empfehlungen/ Saniervorschläge ist hier vor allem die Kenntnis der vorhandenen Belastungen (optimal für eine Beratung unsererseits: Vorlage eines Schadstoff-Prüfberichtes").
"Wundermittel gegen alles" sind zumindest nach unserem Kenntnisstand eher unwahrscheinlich -zu vermeiden sind
- nachträgliche Belastungen durch "Sanierprodukte aller Art" (technische Sanierung, Schadstoffsanierung) und "Reiniger"
Unbedingt zu beachten ist, dass mit Reinigungsmitteln, Sanierputzen und anderen Produkten im Rahmen der Reinigung/ Sanierung nicht zusätzliche Schadstoffbelastungen
(Weichmacher, VOCs, PFAS u.v.a.) eingebracht werden dürfen.
Es sollte daher vor allem von Allergikern, Chemikaliensensitiven unbedingt beispielsweise auch bei Reinigungsmitteln die bestmögliche Erfüllung der EGGBI Anforderungen an Reinigungsmittel gefordert werden.
Weitere allgemeine Informationen:
"Ölgeruch steckt im Mauerwerk": Informationen Ökoenergie, Wien
"Reduktion (nicht Sanierung!) von Heizölgeruch" mit Schafwolle
Weitere Hinweise zu Vorsorgemaßnahmen
1 Hinweise zu Vorsorgemaßnahmen Heizöl
Sichere Heizöllagerung im Überschwemmungsgebiet
http://www.lfu.bayern.de/umweltwissen/doc/uw_123_heizoellagerung.pdf
2 Publikationen
· Hochwasser - Maßnahmen bei Heizölschäden in Gebäuden (Empfehlungen des Landes Oberösterreich)
· Das Hochwasser geht, der Schimmel kommt! (Empfehlungen des Berufsverbandes deutscher Baubiologen)
· Messprogramm Heizöl in der Innenraumluft (Umwelt- Land Oberösterreich 2002)
Für weitere Informationen zu diesem Thema -
Gesundehitsrelevante Anregungen für Ergänzungen
sehr gerne aber auch Korrekturen und Kritik bedanken wir uns im Voraus!