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Bauen für Umwelterkankte (vor allem MCS)
Zusammenfassung wichtiger Richtlinien
Risiken bei zu "mutigen" Marketing Versprechungen
Grundvoraussetzungen für "MCS- gerechtes Bauen" und Renovieren
Ziel und Vorgangsweise
Ausschluss von Krankheit und/oder Befindlichkeitsstörungen auslösenden Faktoren innerhalb und außerhalb des Expositionsbereichs „häusliches Umfeld“
Hinzuziehung des Fachbereichs Kurative Umweltmedizin:
Erhebung der UM Spezialanamnese, Würdigung von früheren Labor- & Arztberichten, körperliche Untersuchung und daraus abgeleitete Systematik umweltmedizinischer Laboranalysen zur Verifizierung bzw. Falsifizierung der Verdachtsmomente des Umweltmediziners bzgl. auslösender / unterhaltender Umweltfaktoren für die Erkrankung.
Im Einzelfall müssen entsprechende Analysedaten bzw. ein UM – Fachbericht vor der Planung / Ausführung eines entsprechenden Gebäudes vorliegen!
Tiny Häuser für MCS- Kranke?
Bisher konnte/ wollte uns noch kein Anbieter hier ein schlüssiger Konzept bzw. entsprechende Nachweise vorlegen. (Was sind Tiny- Häuser?)
Die Bedeutung von Schadstoffen aus Bauprodukten unterstreicht auch eine Publikation aus 2019:
Prävalenz chemischer Empfindlichkeit, gleichzeitige Prävalenz von Asthma und Autismus sowie Auswirkungen von parfümierten Konsumgütern, (Anne Steinemann 2019, Hochschule für Wissenschaft und Technik, James Cook University, Townsville)
Zitat: " Eine Konstellation nachteiliger Auswirkungen auf die Gesundheit wurde mit chemischer Empfindlichkeit in Verbindung gebracht, einem medizinischen Zustand, der typischerweise durch die Exposition gegenüber üblichen petrochemischen Produkten und Schadstoffen wie Pestiziden, Baumaterialien, Lösungsmitteln, neuen Teppichen und Farben sowie Konsumgütern (Ashford) ausgelöst und ausgelöst wird".
Standortauswahl
Minimierung von Umweltbelastungen durch
Lärm, Luftverschmutzung (Verkehr/Straße-Bahn-Flugverkehr , landwirtschaftliche Betriebe, gewerbliche Betriebe, Industrie)
natürliche und künstliche Strahlenbelastungen (Radon, Elektrosmog jeder Art )
natürliche biologische Belastungen (Vegetationsprüfung)
Siehe dazu Seite "Grundstückauswahl - "gesundheitliche Bewertung"
Planungsanforderungen
Diffusionsoffene Konstruktion mit hohem sommerlichen Wärmeschutz (kein Barackenklima)
Feuchtigkeitsausgleichende Materialplanung
Generell Vermeidung von Feuchtigkeit (Bodenabdichtung, Vermeidung von Wärmebrücken) ="Schimmelprävention"
Bauschadensfreie Konstruktion und Ausführung (Hauptziel "Schimmelvermeidung" –Integration Fachbereich Bauphysik)
Lärmschutz (Lärm als Stressfaktor)
Emissionsfreie (wohnraumbezogen!) Heizung (z.B. Erdwärme, Fernheizung,)
Räumliche Abschirmung der Wohnräume von Küchengerüchen
Räumliche Planung im Eingansbereich (Staubschleuse)
Nutzung der Wärmestrahlung (Wandheizung)
Pflegeleichte Belüftungsanlagen mit Pollenfilter (Wartungspläne / -anweisungen ; schriftl. Anweisungen, damit der zukünftige Nutzer sich streng an Wartungspläne hält!)
Grundanforderungen an Lüftungen: Lufthygiene Anforderungen VDI 6022 Blatt 1; mindestens Filter F7 nach DIN EN 13779 und DIN EN 779 (mittlerer Wirkungsgrad von 80 bis 90 %; Partikelgröße von 0,4 µm)
Zentrale Staubsauganlage (hygienischer Wartungsplan)
Pflegearme Produkte und Oberflächen
Stressmildernde Farbgestaltung (Wandfarben, Beleuchtung….)
emissionsarme Möbel und Elektrogeräte
Individuelle Berücksichtigung von Allergien (Hausstauballergie, Pollenallergie) bei Raumplanung z.B. großer Vorraum, entsprechende Kleiderablage; Wäscheschacht im Vorraum u.v.a.
Vermeidung weiterer Belastungen wie z.B. starke elektro- und elektromagnetische Felder
Baustoffauswahl
Es müssen alle bekannten allergenen und möglicherweise sensibilisierenden Emissionen so weit als möglich ausgeschlossen werden
Verwendung möglichst weniger Produkte insgesamt zur Risikominimierung;
strenge Produktauswahl im Hinblick auf Emissionen entsprechend den EGGBI- Richtlinien
incl. möglichst aller bekannten
Möglichkeiten zur Reduktion von
Berücksichtigung der individuellen Anforderungen - stets ausschließlich in Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt:
Bei der Auswahl von MCS "verträglichen" Baustoffen geht es nicht nur um die optimale Vermeidung von "toxischen" Emissionen - auch "nur individuell" sensibilisierende Stoffe (sehr oft durchaus auch aus dem "Naturbaustoffbereich") sollten weitestgehend vermieden werden.(Link)
Bauliche Umsetzung
Aus meinen Erfahrungen mit EGGBI bei zahlreichen Projekten konnte bereits abgeleitet werden, dass die Produktauswahl nur einen ca. 50% igen Anteil am Erfolg des Gesamtkonzeptes "MCS-verträgliches Gebäude" hat - der Rest ist abhängig von Planung und Bauausführung.
Voraussetzungen sind eine umfassende Vorarbeit des Planers (Berücksichtigung der gesundheitsrelevanten Erfordernisse und Möglichkeiten zur Erreichung eines emissions/staub/geruchs/lärm- und strahlungsminimierten Wohnraumes beginnend bei Raumplanung bis hin zur Haustechnik)
und eine intensive Sensibilisierung, Schulung (wird von EGGBI angeboten) und Überprüfung der Handwerker in der Ausführungsphase.
Bereits in der Bauphase muss auch auf besonders "staubarmes" Arbeiten geachtet werden.
Bekanntlich können bereits Unachtsamkeiten (Verwendung intensiver Reiniger, Zwischenlagerung emissionsreicher Verpackungsmaterialien, holzschutzmittelbehandelter Paletten, angebrochener Dosen, Kartuschen über längere Zeit) zu beträchtlichen Sekundärbelastungen der Wände, Putze führen.
Der Einsatz benzinbetriebener Motorsägen ist ebenso auszuschließen wie die Verwendung benzinbetriebener Stromaggregate oder gasbetriebener Baustellenheizer.
Auch die staubintensive Bearbeitung von "kritischen" Werkstoffen in den Innenräumen kann zu Belastungen führen.
Eine gewissenhafte bauliche Umsetzung hilft auch, spätere Schimmelprobleme zu vermeiden.
Wichtig für den Bauherren:
Verbindliche schriftliche Vereinbarungen (keine mündlichen Absprachen!) zum entsprechend sorgfältigen Planungs- und Umsetzungskonzept bezüglich
- Planung
- Produktauswahl
- Umsetzung
= unter anderem schriftliche Planer- und Handwerkerverpflichtung bzgl. Produkteinsatz, Verhalten auf der Baustelle (EGGBI Handwerkerrichtlinien für jedes Gewerk; Haftung bei Nichteinhaltung dieser Richtlinien)
- Fertigstellungstermin
- Optimal: Forderung der Benennung von (mindestens einer) Referenz(en) bzgl. bereits erfolgreicher MCS Projekte mit Rücksprache beim Bauherrn
Wohnungssuche für MCS Kranke
Für MCS Kranke bietet der Wohnungsmarkt derzeit leider noch kein "MCS-gerechten" Wohnungen an - in allen Fällen muß hier versucht werden, einen möglichst erträglichen "Kompromiss" zu finden.
EGGBI Stellungnahme zu Wohnungssuche
Bei anerkannter Behinderung durch MCS besteht allerdings auch ein Rechtsansptruch auf Unterstützung bei der Wohnungssuche durch die Behörden im Sinne der UN Behindertenrechtskonvention:
Barrierefreiheit für Umwelterkrankte (Kapitel 9).
Regional. Landes- und Bundesbehindertenbeauftragte müssen aber in vielen Fällen erst auf diese Tatsache hingewiesen werden.
Vor Erwerb einer Immobilie informieren Sie sich aber auch auf unserer Seite: Hauskauf, Miete, Sanierung und "Börse"
Risiken bei zu "mutigen" Marketing-Versprechungen
Da sich MCS bei den Betroffenen in der Regel sehr unterschiedlich im Hinblick auf Auslöser von Befindlichkeiten, Wirkungen darstellt,
sich das Krankheitsbild auch im Laufe der Jahre (unter Umständen selbst während der baulichen Umsetzung des Eigenheimes) oft wesentlich "verändert" -
warnen wir seit Jahren vor zu "großen" Versprechungen beispielsweise "garantierter" Verträglichkeit und vor allem entsprechenden Presseaussagen:
Beispiel problematischer Marketingvorgangsweise:
Ankündigung:"Das gesündeste Haus der Welt"
Etwas später: "Das gesündeste Haus Zürichs"
Umsetzung: "Eröffnung des ersten MCS Mietwohnhauses in Zürich"
Ergebnis: "Allergiker leiden im Allergikerhaus"
Erst nach Monaten ist es glücklicherweise gelungen, für alle Wohnungen "zufriedene" Bewohner zu finden, für einige der ursprünglichen Bewerber war eine Nutzung über einen längeren Zeitraum nicht möglich. (17.12.2014: MCS Wohnhaus feiert 1.Geburtstag).
Positive Bilanz nach 2 Jahren: Rundmail von Christian Schifferle
Wir gratulieren dazu dem sehr engagierten Intiator und selbst MCS Betroffenen Christian Schifferle
Möglich ist nach unserer Erfahrung bei MCS leider "nur" der bestmögliche "Ausschluss" bekannter, möglicherweise(!) sensibilisierender Stoffe um so zu erreichen, dass auch im "MCS Haus" ein Wohnen für die Betroffenen möglich ist - eine generelle Bezeichnung "MCS-geeignet" wagen wir daher bei unseren Beratungen nicht.
Bei diesem Projekt in Zürich - umgesetzt von einem unheimlich engagierten Verein zusammen mit dem Hochbauamt Zürich (offizielle Projektbeschreibung) wurden zwar grundsätzlich "verträgliche" VOC-Emissionswerte erreicht- die sehr besonderen und vor allem vielfach sehr individuellen Anforderungen für Chemikaliensensitive aber offensichtlich nicht ausreichend berücksichtigt.
Damit wurde eine grundsätzlich hervorragende Idee auch durch den Einsatz sicherlich
- nicht ausreichend geprüfter Produkte (für eine Reihe der hier eingesetzten Produkte verweigern die Hersteller uns seit Jahren umfassende Produktinformationen!)
- und teilweise unsererseits grundsätzlich für MCS Projekte präventiv abgelehnte Baustoffe (beispielsweise Polystyrol-Fußbodendämmung mit nach größter Wahrscheinlichkeit toxisch extrem bedenklichen - und für sehr viele MCS Kranke absolut unverträglichen Flammschutzmitteln)
leider zum persönlichen, aber auch wirtschaftlichen "Problem" für in den ersten Monaten zumindest 4 betroffene Familien.
Aus diesem Grunde empfehlen wir auch stets eine möglichst individualisierte Produktauswahl (optimal in Zusammenarbeit mit dem jeweils behandelnden Arzt) und haben uns an "MCS Mehr- Wohnungsprojekten" bis heute nicht mit allgemeinen "Verträglichkeitsaussagen für MCS Kranke" beteiligt.
Dass es bei gewissenhafter Produktauswahl und professioneller baulicher Umsetzung unter umfassender Beteiligung der Betroffenen durchaus möglich ist, selbst für MCS und EHS Betroffene, für Allergiker und für Menschen mit erhöhten Anforderungen an ein "gesundes (verträgliches) Wohnumfeld" zu schaffen, beweisen unter anderem auch eine Reihe von uns begleiteter MCS Bauprojekte - darunter ein Mehrfamilienhaus in Bad Staffelstein - errichtet von der Baufirma Raab. (Beispiel 1;) ein Wohnhaus in Lüneburg (Beispiel 2); ein Bauprojekt im Rahmen eines Forschungsprojektes in Ahrensburg (Beispiel 3) und zahlreiche weitere "begleitete" Bau und Sanierprojekte.
Bei individuellen Sensitivitäten erhöht sich natürlich der Planungsaufwand (Produktsuche) erheblich, weil es in diesen Fällen nicht mehr nur um die Vermeidung toxischer Belastungen geht, sondern vor allem MCS Kranke auch auf sehr viele natürliche, grundsätzlich unbedenkliche Stoffe reagieren können.
Einen umfassenden Überblick zum allgemeinen Thema "wohngesundes Gebäude" bieten die Kriterien des VDB Gebäudezertifikats. (Kapitel: 9.1 Zusammenfassung Gütezeichen und Zertifikate)
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