Gesundheitsgefährdende Brandlast
Chemische Brand- Folgeschäden
Auch bei nur örtlich begrenzten Bränden innerhalb von Gebäuden gibt es
- neben Fragen nach der Entstehung
- auch Fragen bezüglich der Freisetzung brandbedingter Schadstoffe und deren Auswirkungen auf die unmittelbar Betroffenen bzw. auf die an der SchadensteIle tätigen Personen
aber auch Nutzern unbeschädigter Gebäudeteile oder von Nachbarliegenschaften zu klären.
Neben der natürlich zu erfolgenden vollständige Entfernung und sachgerechte Entsorgung der "Brandreste" geht es aber um die Vermeidung von gesundheitlichen Schäden - auch Spätfolgen,
durch eine gewissenhafte Analyse und Erforschung der Brandstellen.
Im Verlauf eines Brandes wird aus oft unbedenklichen Stoffen eine unüberschaubare Zahl von z.T. toxischen , umweltgefährdenden und korrosivwirkenden Verbindungen gebildet, deren Gefahren vielfach nur schwer zu erkennen und zu bewerten sind. Zusätzlich können belastetes Löschwasser oder Chemikalien und Flüssigkeiten aus defekten Rohrleitungen und Behältern im Boden versickern und das Grundwasser gefährden.
Diese Stoffe können aber auch über die Luft - als belasteter "Staub" angrenzende Gebäudeteile oder Liegenschaften massiv belasten.
Besondere Sorgfalt ist auch hier, wie bei allen Schadstoffeblastungen bei Schulen und KITAS zu beachten.
Viele Baustoffe ergeben bei der Verbrennung krebserzeugende und hormonell wirksame Toxine (unter anderem sehr oft Dioxine) - auf keinen Fall dürfen Kinder (natürlich auch Lehrer) solchen Belastungen - auch nur kurzzeitg ausgesetzt werden.
Elternvertreter, Lehrer, Schulleitungen sind angehalten, bei entsprechendem Verdacht ebenso wie bei allgemeinem Verdacht auf Schadstoffbelastungen unmittelbar entsprechende Schadstoffmessungen und "Schutzmaßnahmen" einzufordern, um damit ihrer Fürsorgepflicht nachzukommen.
Hinweise für Elternbeiräte, Personalvertreter, Schulleiter bei Schadstoffproblemen an Schulen
Mögliche Schadstoffe nach Gebäude- Bränden
Im Bereich von 100 - 300 °C
werden unter thermischer Einwirkung aus dem Gemisch der brennbaren Stoffe zunächst Wasser, Halogenwasserstoffe, Cyanwasserstoff bzw. Blausäure, Schwefelwasserstoff und Schwefeldioxid sowie Monomere aus den Kunststoffpolymeren abgespalten.
Dabei werden die brennbaren Stoffe - auch Brandlast genannt - teilweise abgebaut.
Diesen Vorgang bezeichnet man als Pyrolyse oder trockene Destillation . So entsteht beispielsweise Chlorwasserstoff aus PVC-haltigen Materialien wie Kabelisolierungen, Kunststoff-Fußbodenbelägen und Kunststof- enstern .
Blausäure bildet sich bei der Zersetzung von stickstoffhaitigen Kunststoffen wie Polyurethan oder Naturprodukten wie Wolle;
Schwefelwasserstoff und Schwefeldioxid entstehen u.a. aus gummihaitigen Werkstoffen.
Bei ansteigender Temperatur im Bereich von 300 - 400 °C
werden aus den organischen Verbindungen Bruchstücke abgespalten . Hier kommt es zur Bildung von Methan , Ethanol , Formaldehyd, um nur einige zu nennen .
Im Temperaturbereich zwischen 500 - 600 °C
findet ein weiterer Abbau organischer Substanzen statt. Hier entstehen durch Crackung vor allem Kohlenwasserstoffe mittlerer Kettenlänge (C7 - C10),
Benzol , Aromaten , halogenhaltige Aromaten und Phenole.
In Konkurrenz zu diesen Abbauprozessen, bei denen die Brandlast thermisch zersetzt wird , finden im
Temperaturbereich von 400 - 700 °C
zahlreiche Synthesereaktionen statt, bei denen neue Produkte gebildet werden . So entstehen hier u.a. Verbindungen wie die
Polycyclischen Aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK) und die
polyhalogenierten Dibenzodioxine und Dibenzofurane (PHDD/ PHDF).
Beim Abkühlen der Rauchgase
kommt es zur Ausscheidung von Rußpartikeln und Rauchkondensat auf den Gebäude- und Inventaroberflächen im Bereich der SchadensteIle und ihrer Umgebung.
Diese Rauchgasniederschläge enthalten ebenso wie die Rauchgase eine Vielzahl toxischer Verbindungen, wie Polycyclische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), polyhalogenierte Biphenyle und polyhalogenierte Dibenzodioxine und Dibenzofurane (PHDD/PHDF) . Darüber hinaus werden auch hohe Anteile an flüchtigen Aromaten wie Benzol, Halogen-benzole und Phenole vorgefunden.
Unter den vielen möglichen Kongeneren gelten die mit 4 und mehr Halogenatomen und Bindung der Halogenatome an den Kohlenstoffatomen 2,3,7 und 8 als besonders toxisch. Am giftigsten ist das sogenannte Seveso-Dioxin, das in der Gefahrstoffverordnung ab einer Konzentration von 0,002 mg/kg als krebserzeugend nach §35 (3) eingestuft ist. Große Mengen an PHDD/PHDF können zur Chlorakne führen; die Aufnahme kleiner Mengen über längere Zeiträume kann zur Anreicherung im Fettgewebe, zu Leber- und Stoffwechselstörungen führen sowie Krebs auslösen.
Besondere Vorsicht ist auch erforderlich, wenn im abgebrannten Gebäudeteil bereits Schadstoffbelastungen vor dem Brand existierten; Asbestfasern, Mineralwollfasern werden durch den brand freigesetzt, bei chemischen Belastungen sind die Reaktionen meist nur schwer abzuschätzen.
Textquellen und weiterführende Information:
Beispiel einer Brandlastermittlung an einer Schule
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