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2-Chlorpropan aus Formaldehydharz-Dämmstoffplatten
Phenolharzplatten - umstrittener Dämmstoff ?
Dämmstoffe auf Formaldehydharzbasis (MF, UF)
Formaldehydharze sind die am häufigsten auftretende Quelle für Formaldehyd-Emissionen im Innenraum. (Quelle)
Phenolharzplatten
Schadstoffbelastungen in zahlreichen Gebäuden aus Phenolharz- Dämmplatten sowohl im Fassaden- als auch im Fußbodenbereich machten der Stadt Nürnberg in den letzten Jahren massive Probleme: Pressebericht
"Bernd Tilgner vom Nürnberger Hochbauamt hat am eigenen Leib bereits eine sehr unangenehme Erfahrung mit Phenolharzplatten gemacht. „Mir rennen ja oft Vertreter von Herstellern die Türen ein. Als ich eine solche Platte im Büro hatte, schnitt ich sie unvorsichtigerweise an und zog mir dabei eine leichte Verätzung an der Hand zu“, erzählt Tilgner.
„Für die Stadt Nürnberg wird jedoch die Vorgabe kommen, dass sie nicht mehr für öffentliche Gebäude verwendet werden“, kündigt er an. Ob die Platten bereits andernorts in Nürnberg verbaut worden sind, weiß im Hochbauamt niemand mit Gewissheit. „Unsere Fachleute haben zuvor aber noch nie 2-Chlorpropan gemessen“, sagt Tilgners Kollege Jürgen Schmidt. "
Auf Grund der damals vorliegenden Datenlage zu 2-Chlorpropan entschloss sich die Stadt Nürnberg, aus Vorsorgegründen einen Zielwert von 200 µg/m³ für städtische Gebäude festzulegen und eine Empfehlung abzugeben, den Einsatz von Phenolharz-Dämmplatten für die Zukunft völlig auszuschließen.
2 Chlorpropan
auch
- 2-Propylchlorid
- i-Propylchlorid
- Isopropylchlorid
CAS: 75-29-6 (bei Gemisch mit 1-Chlorpropan: 26446-76-4)
Gestis Dtoffdatenbank: (Institut für Arbeitsschutz) - Bewertung für Verarbeiter
H332: Gesundheitsschädlich bei Einatmen.
H312: Gesundheitsschädlich bei Hautkontakt.
H302: Gesundheitsschädlich bei Verschlucken.
Sehr lange gab es keine "Innenraumrichtwerte" für diesen Stoff - bei AgBB in der NIK- Wertliste ist der Stoff nach wie vor nicht angeführt, da zu den VVOCs (Seite 7) zugerechnet - ebenso bei den AGÖF Orientierungswerten und in der EU- LCI-Wert Liste.
DNEL Wert für Arbeitnehmer 91,5 mg/m³
Richtwerte für die Innennraumluft
Aktueller Bewertungs- Stand:
Das Umweltbundesamt veröffentlichte 2015 erstmals Richtwerte
Richtwert II: 8 mg/m³ (8000 µg/m³)
Richtwert I: 0,8 mg/m³ (800 µg/m³)
Siehe dazu auch umweltmedizinische Bewertung von Richt/Grenzwerten
Weitere Problemfälle mit Melaminharzschaumstoff - Dämmplatten
Neben 2 Chlor-Propan Belastungen kommt es auch immer wiedeer zu wesentlich erhöhten Formaldehydbelastungen.
Beispiel:
Auszug aus Fragebeantwortung der Stadt Regensburg zum Schadensfall Goethe Gymnasium (Sporthalle Regensburg) mit Melaminharzschaumstoff:
1.
Was genau sind eigentlich MHS-Deckenplatten? Wieso kamen diese überhaupt zum Einsatz, wenn sie offensichtlich so problematisch sind?
Es handelt sich um Schaumstoffplatten, die zu akustischen Zwecken eingebaut wurden. Für diese Platten, die im Textilbereich, Fahrzeug- und Flugzeugbau eingesetzt werden, gibt es keine Grenzwerte und der Hersteller hatte seine Prüfzeugnisse ordnungsgemäß vorgelegt.
2. Diese Platten sollen nun ausgetauscht werden. Wer trägt die Kosten?
Ob die Kosten, die durch den Austausch der Melaminharzschaum- (MHS-)Platten entstehen, der Steuerzahler tragen muss oder Kostenersatz durch Firmen oder Planungsbüros erfolgt, muss erst noch geklärt werden.
Einsatz von Phenolharzplatten Innen und Aussen
Zwischenzeitlich verweisen manche Hersteller auf die ausschlierßliche verwendung von Phenolharzplatten im Aussenbereich. (Beispiel)
Selbst hier verweisen wir aber auf das Risiko von Innenraumbelastungen - soferne der Hersteller die Emissionsarmut seiner Platten durch glaubwürdige Prüfberichte (incl. externer Probenahme) belegen kann/will. Siehe dazu Innenraumbelastungen durch Fassadenprodukte.
Wir wissen aber auch von "Energieberatern", die solche Platten nach wie vor auch für den Inneneinsatz "empfehlen!"
Dies trotz - seit Jahren allgemein bekannter Schadstoffprobleme, die sich aus solchen Produkten - auch in Schulen, in der Vergangenheit bereits ergaben.
http://umweltdaten.nuernberg.de/fileadmin/Dokumente/Aktuelles/2-Chlorpropan_WaBoLu_20120512-A.pdf
Presseberichte:
http://www.nordbayern.de/2.192/dichte-fenster-dicke-luft-an-nurnberger-schulen-1.1799733
Weitere Schadensfälle: http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.schadstoffmessung-in-uhlbach-kindertagesstaette-soll-bald-wieder-eroeffnet-werden.ca503f83-d1e5-455a-bf38-4271e4c18532.html
Auch die "Energieexperten" empfehlen offensichtlich diese Platten auch im Innenbereich und als Untersparrendämmung- immerhin aber mit dem Hinweis:
"Wobei ihr Einsatz nicht in abgeschlossenen Räumen erfolgen soll, es sei denn, diese werden dauerbelüftet."
Aus unserer Erfahrung bietet aber auch "Lüftung" keine Gewährleistung bezüglich gesundheitsverträglicher Innenraumluft - schadstoffemittierende Stoffe sollten grundsätzlich nicht für Gebäude eingesetzt werden. Lüftung statt Sanierung
Weitere Infos zu diesen Dämmplatten (02.04.2013, Köln- Container - erhöhte Formaldehydbelastungen)
Problematik von diversen Dämmschäumen
Formaldehydbelastungen nach Dachausbau
Harnstoff-Formaldehydharz (Urea Formaldehydschäume UF)
Auch dieser "Dämmstoff" wurde in der Vergangenheit als Ursache für Schadstoffbelastungen - vor allem Formaldehyd - identifiziert:
Gesundheitsgefährdung nach Dämmung mit UF Schaum
Baugenossenschaft entfernt Dämmung
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Überblick: Gesundheitliche Risiken aus Schadstoffbelastungen
Grenzwerte für Formaldehyd?
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Es handelt sich hier um die Wiedergabe von mir zur Verfügung gestellten Informationen – Korrekturwünsche werden nach Möglichkeit umgehend berücksichtigt, für die Meldung von sachlichen Fehlern und nicht funktionierender Links bin ich -
ebenso wie für die Benennung
umfassend schadstoffgeprüfter, emissionsarmer Produkte (incl. kontrollierter Probenahme) dankbar.
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