Benzophenon

 

Benzophenon - gesundheitsschädlicher Stoff in Fußböden, Möbeln, Lacken und Kosmetik

Benzophenon
Diphenylmethanon
Diphenylketon

CAS: 119-61-9

Gefahrenhinweis: 

H 373 Kann die Organe schädigen bei längerer oder wiederholter Exposition

-------- Betroffene Organe: Leber, Nieren--------

H412: Schädlich für Wasserorganismen, mit langfristiger Wirkung.

 

Siehe dazu auch

Gestis Stoffdatenbank 

Uni Düsseldorf

Grenz- Richtwerte?

Obwohl in vielen Bauprodukten - (Bodenbeläge, Lacke...)  gibt es derzeit keine Grenzwerte für Bauprodukte (AgBB) und Innenräume (Richtwerte 1 und 2).

Lediglich in den AGÖF- Orientierungswerten finden wir einen Wert für Innenräume: < 1 µg/m3

Typ IV-Kontaktallergen 

Auslöser von photoallergischen Reaktionen

Vorkommen und Beschreibung

"Benzophenon (syn.: Diphenylmethanon) ist eine organische Verbindung, die zu den Gruppen der Ketone und Aromaten zählt. Es wird als Fotoinitiator in UV-Härtungs-Anwendungen, wie Tinten und Beschichtungen in der Druckindustrie, verwendet. Es schützt Duftstoffe und Farben in Produkten wie Parfüms, Seifen oder Kunststoffverpackungen vor Zerstörung durch UV-Strahlung. Einzelne Benzophenone wirken auch als UV-Filter in Sonnencremes. Siehe auch unter "Sonnenschutzmittel".  ("Alles zu Allergologie")

Selbst in Gebrauchsgegenständen wie Jausenboxen für Schulkinder konnte der Stoff bereits nachgewiesen werden.

Aktuelle Diskussion

Benzophenon in Sonnenschutzmitteln

Nach wie vor enthalten zahlreiche Sonnenschutzmittel neben zahlreichen, teils stark allergenisierenden Duft- und Inhaltsstoffen auch den UV- Filter Ocotcrylene, ein Stoff der sich unter anderem zum höchst bedenklichen Stoff Benzophenon zersetzen kann (Ablaufdatum beachten!).

Aktuell wird geprüft, ob Benzophenon für den Menschen möglicherweise krebserregend ist. (Untersuchungsämter für Lebensmittelüberwachung und Tiergesundheit Baden- Württemberg, 21.04.2022)

 

Bauprodukte, Möbel

Stoffe mit diesem Gefahrenhinweis H 373 werden von (z. B. natureplus (Seite 4), eco-Institut-Label, (Seite 2) bereits bei den Basiskriterien als Ausschließungs- Grund für eine Zertifizierung für Produkte aufgelistet. 

Das Umweltbundesamt erwähnt diesen Stoff besonders im Zusammenhang mit Spielwaren. (Publikation: "Karzinogene, mutagene, reproduktionstoxische und andere problematische Stoffe in Produkten")

Erhöhte Werte werden auch in einem Bericht des Umweltbundesamtes in Zusammenhang mit Kork aufgelistet (Seite 67 von "Umwelt- und Gesundheitsanforderungen an Bauprodukte") - als Emissions- "Verursacher" wird hier der Oberflächenlack angenommen.

Zitat ökologisches Baustofflexikon:

"Benzophenon und Cyclohexanon emittieren aus UV- hehärteten Lacksystemen. B. hat einen Siedepunkt von305C undund zählt damit zu den SVOC. Die Benziphenon- Emission vermindert sich daher nur vergleichsweise langsam. BfR (2010): Benzophenon Metabolite wirken östrogen und antiandrogen, d.h. hormonell aktiv."

Festgestellt wurde auch ein relativ langsamer "Abbau" der Emissions -Konzentrationen - (Studie der Bundesanstalt für Materialforschung und- prüfung (BAM)

...Dieses Konzentrationsverhältnis gibt einen schnellen Überblick über die Abklingdynamik der einzelnen Verbindung. Die n-Butylacetat-Konzentration reduziert sich danach vom 1. zum 28. Tag (C28/C1) auf rund 3 %, für Benzophenon findet eine Verminderung auf rund 60 % statt.(Seite 2 der Zusammenfassung)

 

Vor allem bei Bodenbelägen ist zu beachten, dass es sich hier

  • um große Oberflächen handelt, die großen Einfluß auf die Raumluftqualität besitzen,
  • dass sich vor allem Kleinkinder vorwiegend in Bodennähe aufhalten,
  • dass über Abrieb und damit auch Hausstaub Schadstoffe auch oral aufgenommen werden,
  • und dass nahezu noch keine "Forschung" bezüglich Additions- und Kumulationseffekten mit anderen belastenden Raumschadstoffen vorangetrieben wird.

Ersatz von Benzophenon?

Angeblich ist es inzwischen technisch möglich, auf Benzophenon für Bodenbelagsoberflächen zu verzichten:

Zitat aus Nachhaltigkeitsbericht Firma Bauwerk:

"In den letzten drei bis fünf Jahren hat unsere Gruppe kontinuierlich alle potenziell schädlichen Substanzen eliminiert, egal, wie gering deren Konzentration gewesen ist. Wir haben viel Zeit und Mühe damit verbracht, CMRs wie Benzophenon, Polyisocyanat und Azo-Verbindungen aus unseren Produkten zu eliminieren. Die ersten beiden Substanzen werden, oder besser: wurden, als Photoinitiatoren und Härtemittel in unseren Lacken verwendet, während Azo-Verbindungen als Färbemittel in Ölen und Beizen verwendet wurden. In den vergangenen Jahren waren wir in der Lage, diese Lacke, Öle und Beizen endgültig und umfassend zu ersetzen oder neu zu formulieren."

Bedauerlicherweise ist Bauwerk nicht bereit, aktuelle Prüfberichte zur Verfügung zu stellen um die Unbdenklichkeit der mit "Ersatzprodukten" ausgestatten Parkettböden bewerten zu können. (Kommunikationspolitik von Herstellern)

Benzophenon und Gütezeichen

Vorkommen auch in gelabelten Bauprodukten

Wir finden diesen Stoff immer wieder in diversen Lacken, Oberflächenbeschichtungen - unter anderem zu unserem Bedauern auch immer wieder in  beschichteten Fußbodenbelägen (Parkett, Kork, Holzdielen mit "polymeren" Oberflächenbeschichtungen, Laminaten).

Selbst in gelabelten Parkett-  und  Laminatböden-  "ausgezeichnet" mit diversen Gütezeichen, die in ihren Kriterien Benzophenon (alle Stoffe mit H373) ausschließen, finden wir immer wieder auch Benzophenon. So liegt uns ein Parkettboden- Prüfbericht für ein "Label" vor, in dem sogar 29 µg/m³ Benzophenon nach 3 Tagen, 35 µg/m³ nach 28 Tagen ausgewiesen worden sind!

Dies ist mit ein Grund, warum wir stets zur gesundheitlichen Bewertung von Produkten auch bei Produkten mit diversen Gütezeichen die eigentlichen Prüfberichte benötigen, und nicht nur diverse Zertifikate.

 

Nachweis von Benzophenon in Korkbodenbelägen

aber kein "Grund für Beanstandung" bezüglich Labelvergabe "Blauer Engel" (auch hier reichen Herstellererklärungen)

"Bei beiden versiegelten Korkbodenbelägen – besonders bei der Korkplatte – fiel die Emission von Benzophenon auf, die innerhalb des Beobachtungszeitraumes von 28 Tagen auch nur wenig abnahm. Benzophenon ist ein Bestandteil des Versiegelungslackes und startet die UV-Härtung. Diese Substanz steht im Verdacht, bei höherer Konzentration hormonähnliche Wirkungen zu besitzen. Das „unverbrauchte“ Benzophenon, das der saugfähige Kork beim Lackieren aufnahm, diffundierte offenbar langsam aus dem Kork durch die Lackschicht und gaste aus. Die geringe Konzentration führte aber nicht zur Beanstandung." Umweltbundesamt - "Bauprodukte"https://www.nachhaltigesbauen.de/fileadmin/pdf/PDF_weitere_leitfaeden/baupprodukte-schadstoffe-gerueche.pdf

 

Anwendung in Lacken, Oberflächenbeschichtungen:

In einem Forschungsbericht der Stiftung Umwelt finden wir Hinweise, dass Benzophenon als"Photoinitiator" zur Verringerung der VOC Belastung in Innenräumen bewusst eingesetzt wird.

"Untersuchungen zur VOC Emission zeigen zunächst, dass auch der ESH-Lack den Photoinitiator Benzophenon enthält (Peak bei 16.988 min im Chromatogramm der Abbildung 14). Benzophenon wurde zugegeben, um die Eindringtiefe der 172 nm Photonen des Excimerstrahlers zu verringern und damit eine feinere und gleichmäßigere Mattierung zu erzielen. Wie in Tabelle 8 zusammengefasst, beträgt die spezifische Migration für Benzophenon bei ES (IOT)-Härtung 132 mg/kg. Bei DirectCure-UV Härtung wird ein Teil des Benzophenons abgebaut." Bundesstiftung Umwelt 2019: "Innovative Oberflächentechnologien"

Damit wird versucht, ein Problem (VOC Emissionen) mit einem Produkt zu lösen, welches selbst wiederum als Problem zu sehen ist, und dank der Einstufung H 373 in vielen gelabelten Produkten laut deren Basiskriterien eben gar nicht eingesetzt werden dürfte. Da aber VOCs wesentlich mehr im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen, wird dies offensichtlich auch von ansonsten strengen "Labeln" "toleriert!"

 

 

 

Raumluft

Auch das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen setzt in den Stoffkriterien für die Raumluftqualität für Benzophenon einen "Orientierungswert" von nur 0,5 µg/m³ fest. 

 

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Benzophenone in weiteren Anwendungen

Benzophenone in Lebensmittelverpackungen

das Umweltbundeasamt verweist auf den "erlaubten" Zusatz von Benzophenonen in Lebensmittelverpackungen - ZItat:

Dass Kunststoffe eine ganze Reihe endokrin aktiver Substanzen enthalten, wird nicht nur am Beispiel der Phthalate und von Bisphenol A deutlich. MUNCKE (2009) stellte kürzlich eine Liste von 50 bekannten oder potentiellen Endokrinen Disruptoren zusammen, die für die Verwendung in Lebensmittelverpackungen in der EU und den USA zugelassen sind. Neben den bereits diskutierten Phthalaten enthält diese Liste diverse Phenole und Bisphenole, Benzophenone, Organozinnverbindungen und Kunststoffoligomere. Umwelthormone aus Kunststoffen

Grenzwert für Lebensmittelverpackungen

Die toxikologische Bewertung von verschiedenen UV-Photoinitiatoren ist noch nicht vollständig abgeschlossen. Ergebnisse der EFSA aus dem Jahr 2009 ergaben allerdings für Benzophenon mehrere tiertoxikologisch bedenkliche Wirkungen [55]. Einflüsse im Hinblick auf kanzerogene, reproduktionstoxikologische und endokrine Wirksamkeit (östrogen und antiandrogyn) wurden festgestellt. In der Empfehlung XXXVI des BfR [5] und der Kunststoff-Verordnung Nr. 10/2011 [56] wurde ein Grenzwert für den maximal erlaubten Übergang von Benzophenon von 0,6 mg/kg aus Lebensmittelverpackungen in verpackte Lebensmittel aufgenommen.(Technische Universität Darmstadt, Schlußbericht 2016)

 

 

Kosmetik

Benzophenon findet sich laut Ökotest   auch sehr oft in Nagellackprodukten - dabei handelt es sich in der Regel um

Benzophenon- 1 (CAS: 131-56-6)

= Dihydroxybenzophenon.

Gefahrenhinweise - H-Sätze:

H319: Verursacht schwere Augenreizung

H361: Kann vermutlich die Fruchtbarkeit beeinträchtigen oder das Kind im Mutterleib schädigen.

H411: Giftig für Wasserorganismen, mit langfristiger Wirkung

 

Auch als UV Filter in Sonneschutzmitteln finden sich immer wieder

Benzophenone 1, 2 und 3

mit estrogenaktiven Wirkung bei entsprechenden Laborversuchen. Mehr Infos dazu: Schattenseiten von UV Filtern

Siehe dazu auch "Codecheck"

 

Benzophenon-2 (CAS: 131-55-5)

= 2,2',4,4'-Tetrahydroxybenzophenon

        Gefahrenhinweise - H-Sätze:

         H302  Gesundheitsschädlich beim Verschlucken

         H315  Verursacht Hautreizunge

         H319  Verursacht schwere Augenreizung

         H335  Kann die Atemwege reizen

Benzophenon-3 (CAS:131-56-6)

= 2-Hydroxy-4-methoxybenzophenon


 

 

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