Methylmethacrylat
Methylmethacrylat
Weitere Bezeichnungen:
Methylpropensäuremethylester
Methacrylsäuremethylester
MMA
Methylmethacrylat (CAS No. 80-62-6) ist eine klare, farblose, leicht entflammbare Flüssigkeit mit einem stechend fruchtigen Geruch. Es hat einen relativ hohen Dampfdruck von 47 hPa bei 20 °C. Methylmethacrylat wird als Monomer für die Herstellung von hochmolekularen polymeren Kunstharzen verwendet - unter anderem auch sogenannte MMA Bodenbeschichtungen.
Der Stoff hat eine stark sensibilierende Wirkung – unabhängig von den relativ "großzügigen" offiziellen Richtwerten können auch bereits wesentlich geringere Konzentrationen zu allergischen Reaktionen führen.
Orientierungswert AGÖF
Auffälligkeitswert < 1 µg/m³
Orientierungswert <1,5 µg/m³ (AGÖF Orientierungswerte VOC)
Der AGÖF- Orientierungswert gibt an, ab welchem Messwert eine Substanz in der Innenraumluft auf Grund statistischer Auffälligkeit oder toxikologischer Erkenntnisse zu bewerten ist.
Aus der jahrzehntelangen Praxis der Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft ökologischer Forschungsinstitute (AGÖF) resultiert ein Erfahrungswissen über das Vorkommen von VOC und damit verbundenen gesundheitlichen und geruchlichen Auffälligkeiten. Als Hilfestellung für die Bewertung von Innenraumluftmessungen wurden daraus statistisch abgeleitete Auffälligkeitswerte für die Raumluft ermittelt
In einem konkret mir vorliegenden Fall reichte eine Raumluftkonzentration von 1,6 µg/m³ für klinisch nachgewiesene Sensibilisierung mit entsprechenden allergischen Reaktionen.
IUPAC-Name: 2-Methylpropensäuremethylester
Synonyme: Methylmethacrylat, Methyl-2-Methylpropenoat, Methacrylsäuremethylester
CAS: 80-62-6
Gefahrenkennzeichnung ECHA (Europäische Chemikalien Agentur)
H225: Flüssigkeit und Dampf leicht entzündbar
H315 Verursacht Hautreizungen
H317: Kann allergische Hautreaktionen verursachen
H335: Kann die Atemwege reizen (ECHA EUROPA)
BWG = Hamburger Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz,
früher Hamburger Behörde Umwelt und Gesundheit bzw. Gesundheit und Soziales
RW1 100 µg/m³
RW2 1000 µg/m³
Richtwerte
Bauprodukte:
NIK- Wert laut AgBB- Auflistung 750 µg/m³
(Übernahme des EU-LCI Wertes).
Innenraumluft Richtwerte laut Umweltbundesamt (2021)
RW 1 1,1 mg/m³ (1100 µg/m³)
RW 2 2,1 mg/m³ (2100 µg/m³)
Verwendung
Im technischen Bereich wird MMA vor allem zur Herstellung von Acrylglas verwendet, außerdem in Mischpolymeren, in der Farb- und Lackherstellung sowie als Bestandteil von Klebstoffen. Eine weitere Expositionsmöglichkeit in Innenräumen ergibt sich insbesondere aus den folgenden Anwendungen: Klebstoffe und Dichtstoffe, Maschinenspülmittel/-detergentien, Automobilpflegeprodukte, Farben und Beschichtungen, Duftstoffe und Raumsprays.
Schadstoffbelastungen in Innenräumen durch MMA Produkte
Uns ist ein Fall bekannt, in dem Kinder in einer Kita im Erdgeschoss unter gesundheitlichen Beschwerden litten, nachdem eine Baufirma die Sanierung dreier Balkone durchführte:
"An einem Mittwochmorgen nach dem Betreten der Kita beklagten mehrere Kleinkinder Leibschmerzen und Übelkeit, einzelne Erzieherinnen Kopfschmerzen und Übelkeit. Ein hilfsbereiter Vater kippte deshalb früh zur Lüftung ein Straßenfenster an, worauf sich die Beschwerden verstärkten und weitere Kinder an den oberen Atemwegen betroffen wurden. Der Übelkeit folgte Erbrechen bei 6 von 23 Kindern, weitere Erzieherinnen bekamen Kopfschmerzen. Später wurde bekannt, dass ein Kleinkind ein generalisiertes Exanthem ausgebildet hatte."
Fallbericht 2013: Methylmethacrylat (MMA)-Kontamination von Kita und Wohnungen
Schule Rebstock
Pressebericht: 20.12.2016 Dämpfe eines Klebstoffs führten zu Notfalleinsatz an Schule
Gesundheitliche Probleme gab es auch 2016 an der Schule Rebstock nach Renovierungsarbeiten - Räume wurden evakuiert, Kinder in eine Klinik gebracht. Zuletzt bestätigte Ursache: Methylmethacrylat aus einem Fußbodenkleber!
Eltern wurden "fragwürdig" beruhigt:
Anlässlich dieses Schadensfalles mit gesundheitlichen Beschwerden von Kindern, (Schule Rebstock) die in eine Klinik gebracht wurden, versuchte das Stadtschulamt (das Gesundheitsamt) den Eltern der Vorfall mit falschen Zahlen herunterzuspielen (siehe dazu auch "Tricks von Behörden und Gesundheitsämtern") – obwohl die Schule evakuiert werden musste.
Zitat aus einem Schreiben des Stadtschulamtes:
"Am 21.12.2016 fand ein Vorort-Termin mit der Schulleiterin, Gutachtern und den zuständigen städtischen Ämtern statt. Dabei wurden Messwerte für die verwendete Substanz (Methylmethacrylcat) ermittelt. Der Messwert lag gestern bei 0,6 ppm. Der Grenzwert liegt laut dem Gesundheitsamt der Stadt Frankfurt a.M. bei 50 ppm.
Daher können wir Ihnen nach Auswertung der Messergebnisse durch das Gesundheitsamt mitteilen, dass zu keinem Zeitpunkt eine ernsthafte Gefahr für Ihre Kinder und den Mitgliedern der Schulgemeinde bestand." (Seite 8, Lehrerzeitung)
Dazu unsere Stellungnahme:
Gemessener Wert: Umrechnung: 0,6 ppm = 2,5 mg/m³ = 2500 µg/m³.
Angeblicher Grenzwert(?) Umrechnung: 50 ppm = 207,4 mg/m³ das wären = 207 500 µg/m³.
Woher das Gesundheitsamt einen Grenzwert von 50 ppm bezog ist nicht nachvollziehbar!
Vorläufige Richtwerte für die Innenraumluft (Zitat AGÖF) liegen für Methylmethacrylat bei einem
vorläufigen Richtwert I von 100 µg/m³ und einen
vorläufigen Richtwert II von 1000 µg/m³ an - abgeleitet aus Werten der
BWG = Hamburger Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz, früher Hamburger Behörde Umwelt und Gesundheit bzw. Gesundheit und Soziales
Als Auffälligkeitswert wird von AGÖF eine Belastung von > 1,5 µg/m³ angegeben.
Für Schulen werden grundsätzlich die Richtwerte I und II angewandt, bei noch fehlenden Werten des Umweltbundesamtes auch die vorläufigen Richtwerte der Hamburger Behörde angewandt, und im Hinblick auf die besondere Sensitivität von Kindern nicht eventuelle Arbeitsplatzgrenzwerte und ähnliches. Die Frankfurter Behörden interpretieren aber offensichtlich grundsätzlich anders als das Umweltbundesamt und anerkannte Forschungsinstitute. (Was versteht man in Frankfurt unter Innenraumklima?)
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