Phthalsäureanhydrid (PSA)
Phthalsäureanhydrid (PSA)
ist das Anhydrid der Phthalsäure. Die organische Verbindung ist ein wichtiger Ausgangsstoff für die Herstellung von Kunstharzen, daneben auch von Farbstoffen oder Farbpigmenten.
"Der mengenmäßig größte Teil von Phthalsäureanhydrid wird als Ausgangsstoff für die Herstellung von Weichmachern eingesetzt. Als Rohstoff für Kunstharze findet Verwendung als Bestandteil von Oberflächenbeschichtungen für Holz. Darüber hinaus ist es ein Rohstoff bei der Herstellung von Farbstoffen oder Farbpigmenten auf Basis der Phthalocyanine."
Kategorien: Gesundheitsschädlicher Stoff | Carbonsäureanhydrid"
Umweltzeichen - ECHA - Beschränkungen für gefährliche Stoffe/ Gemische
Siehe dazu auch ECHA -Informationen zu PSA
CAS 85-44-9
EC Nr. 201-607-5
Synonyme
2-Benzofuran-1,3-dion
Phthalanhydrid
1,3-Dioxophthalon
1,3-Isobenzofurandion
Benzol-1,2-dicarbonsäureanhydrid
PSA (abgekürzt) Quelle: Gestis Stoffdatenbank
Richtwerte – Grenzwerte - Vorkommen
Derzeit sind keine gebäudebezogenen Richt- und Grenzwerte -
weder für die Innenraumluft – noch für Bauprodukte veröffentlicht.
Stellungnahme des Umweltbundesamtes - Ausschuss für Innenraumrichtwerte (AIR):
"Der AIR hat sich bislang nicht mit den Substanzen beschäftigt und kann folglich keine Empfehlungen aussprechen. Die NIK Arbeitsgruppe des AgBB hat sich bislang auch nicht mit diesen Stoffen beschäftigt. Zur Festlegung eines NIK-Wertes müssen Daten über die Art des Bauproduktes aus dem ein Stoff emittiert und die Größenordnung der Emission nach 28 Tagen (in µg/m³) vorliegen. Im Rahmen der AgBB-Prüfung müssen die emittierende Stoffe gemäß EN 16516 bestimmbar sein. Die meisten der hier genannten Stoffe können mit dieser analytischen Methode leider nicht erfasst werden." 25.11.2021
(Wir hatten zugleich auch bezüglich Richt- und NIK Werten für EOX/AOX angefragt)
Vorkommen
Obwohl der Stoff bei der Herstellung vieler Produkte verwendet wird - vor allem als Ausgangsstoff für die Herstellung von Weichmachern in Form von Phthalsäureester für Kunststoffe -insbesondere PVC und Beschichtungsstoffe ((Bodenbeläge!) wurde seit 2001 offenbar nicht mehr an gesundheitsbezogenen Studien gearbeitet, die zu Richtwerten für die Innenraumluft, für Bauprodukte geführt hätten. (?)
"Phthalsäureanhydrid dient der Herstellung von Phthalaten, die in erster Linie als Weichmacher für PVC verwendet werden. Die Herstellung von Phthalsäureanhydrid (PSA) erfolgt u.a. durch partielle Oxidation von o-Xylol" chemgapedia
"Phthalsäureanhydrid ist ein großindustrielles Massenprodukt, welches zahlreiche Anwendungen findet. Hauptsächlich wird es als Ausgangsstoff für die Herstellung von Weichmachern in Form von Phthalsäureester für Kunststoffe (insbesondere PVC) verwendet. Des Weiteren ist es ein wichtiges Zwischenprodukt bei der Herstellung von Estern, Alkydharzen, Polyesterharzen, Polyimiden, Phthalocyaninfarbstoffe sowie Heterocyclen. Außerdem dient es als Feinchemikalie und Vorstufe für funktionalisierte Aromaten, Anthrachinone, Anthrachinonfarbstoffe, Indanthren-Farbstoffe, Xanthenfarbstoffe, Phenolphthalein und Phthalimide. Ebenso wird aus Phthalsäureanhydrid Isatosäureanhydrid und Saccharin hergestellt.
Ferner wird es als Vernetzer für Epoxidharze, in Drucktinten, Lacken, photographischen Materialien, lithographischen Druckplatten, Treibstoffadditiven und Beschichtungsmaterialien eingesetzt. In geringen Mengen wird es auch zur Modifikation von Polymeren, Holz und Cellulose verwendet. " Textquelle
Zitat ARGUK:
Phthalsäureanhydrid wird für viele Oberflächenbeschichtungen wie Alkydharzlacke, Klarlacke, Parkettversiegelungen, Furniere (Paneelen, Laminate) eingesetzt.
Arbeitsplatz
Früherer
MAK Wert: 1 mg/m³ gemessen in der einatembaren Fraktion. Die Einhaltung mindestens dieses Wertes war bereits im Jahr 2004 Stand der Technik.
Die staubförmigen Emissionen (Gesamtstaub) dürfen die Massenkonzentration von 10 mg/m³ nicht überschreiten. WGK: 1 (schwach wassergefährdend), Kenn-Nr.: 732 GisChem
Verwunderlicher Weise findet sich in der aktuellen MAK- und BAT-Werte Liste kein MAK Wert mehr für diesen Stoff.
Auf unsere Anfrage bei der MAK Kommission erhielten wir umgehend Antwort:
"Im Nachtrag zu Phthalsäureanhydrid aus dem Jahr 2001 (https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1002/3527600418.mb8544d0032) ist im Abschnitt „Bewertung“ dargelegt, dass der MAK-Wert ausgesetzt wurde, weil Daten zur Reizwirkung beim Menschen und zur chronischen Toxizität im Tierversuch fehlen."
= Informationsstand 2001 (!)
In der zitierten Publikation aus 2001 wird festgestellt: "Pthalsäureanhydrid wirkt beim Menschen sensibilisierend und lokal reizend auf die Atemwege. Im Tierversuch ist eine hautsensibilisierende Wirkung nachweisbar. Fälle einer Hautsensibilisierung beim Menschen sind berichtet worden. Aufgrund der Erfahrungen am Menschen sowie den Ergebnissen aus Tierversuchen bleibt die Markierung „Sa” bestehen". LINK
Neuere Forschungen/ Studienergebnisse zum Thema Arbeitsschutz sind uns derzeit leider nicht bekannt.
Informationen zur Kennzeichnung Sa bzw. Sh bei MAK Werten "("Hinsichtlich der allergenen Wirkung wird seit 1997 unterschieden zwischen „sensibilisierend an den Atemwegen“ und „sensibilisierend an der Haut“, mit den entsprechenden Einträgen „Sa“ und „Sh“.")
Differenziert sieht ECHA (European Chemicals Agency) die Arbeitsplatzbewertung des Stoffes - zumindest bezüglich Jugendarbeitsschutz:
Diese Liste enthält biologische und chemische Arbeitsstoffe gemäß Art. 7 und Nummern 2 und 3 des Anhangs der Richtlinie 94/33/EG, denen Jugendliche (unter 18 Jahren) am Arbeitsplatz nicht ausgesetzt sein dürfen. Die Liste ist ein nicht erschöpfendes Verzeichnis solcher Stoffe auf der Grundlage von: 1) Stoffen der Risikogruppen 3 und 4 gemäß Richtlinie 2000/54/EG; 2) Tabelle 3 von Anhang VI der CLP-Verordnung; 3) und Anhang I der Richtlinie 2004/37/EG.
ecnumber: 201-607-5 casnumber: 85-44-9 Resp. Sens. 1; Skin Sens. 1 EU CLP (1272/2008)
Siehe dazu
ECHA- phthalic anhydrid Jugend Arbeitsschutz
ECHA -phthalic anhydrid allgemeiner Arbeitsschutz: Safety and Health of Workers at Work Directive
Acute Tox. 4; STOT SE 3; Skin Irrit. 2; Eye Dam. 1; Resp. Sens. 1; Skin Sens. 1
In der Schweiz wird von der SUVA
Schweizer Unfallversicherungsanstalt, Bereich Arbeitsmedizin
nach wie vor ein gültiger MAK Wert von 1 mg/m³ für Phthalsäureanhydrid kommuniziert.
(siehe auch SUVA- MAK- BAT- Liste)
Innenraum
AGÖF Auffälligkeitswert im Hausstaub (90 Perzentil): 35 mg/kg (siehe auch Leitfaden 2020)
ARGUK Orientierungswert für Hausstaub 20 mg/kg
In der Auflistung von Richtwerten des Umweltbundesamtes (AIR- Ausschuß für Innenraumrichtwerte) finden sich keine Richtwerte für Phthalsäureanhydrid.
Bauprodukte
Der Stoff findet sich nicht in der Auflistung AgBB - Bewertung von Bauprodukten = NIK-Liste.
Somit gibt es für Bauprodukte keinerlei entsprechenden gesetzlichen Vorgaben.
Gesundheitliche Bewertung
Gefahrenhinweise - H-Sätze:
H302: Gesundheitsschädlich bei Verschlucken.
H315: Verursacht Hautreizungen.
H317: Kann allergische Hautreaktionen verursachen.
H318: Verursacht schwere Augenschäden.
H334: Kann bei Einatmen Allergie, asthmaartige Symptome oder Atembeschwerden verursachen.
H335: Kann die Atemwege reizen. Quelle: Gestis- Stoffdatenbank
Durch Phthalsäureanhydrid können auch Atemwegsbeschwerden verursacht werden, dies kann das Anhydrid-Asthma verursachen. Phthalsäureanhydrid ist unter anderem in vielen Anstrichen z. B. als Trocknungsmittel enthalten.
Zitat AGÖF:
"Phthalsäureanhydrid gehört zu den technisch wichtigsten aromatischen Verbindungen. Es wird z.B. bei der Synthese von Alkydharzen, ungesättigten Polyesterharzen, Lacken, Kunststoffen oder Phthalat-Weichmachern als Ausgangsprodukt verwendet. Bei unsauberer Prozessführung kann es in den genannten Produkten als Verunreinigung enthalten sein. Bei höheren Konzentrationen zeigt es Reizwirkung auf Augen, Haut und Schleimhäute wobei die Gefahr der Sensibilisierung besteht, weshalb es zu den relevanten Innenraumallergenen gehört." https://www.agoef.de/schadstoffe/chemische-schadstoffe/flammschutzmittel.htmlTextquelle
Wie bei allen "allergenisierenden" Stoffen sollten Baustoffe, Lacke, Bodenbeläge mit entsprechenden Phthalsäureanhydrid - Emissionen möglichst bei der
Beratung von sensitiven Bauherren
angesichts der zunehmenden Zahl von Allergikern, Chemikaliensensitiven in der Gesamtbevölkerung
aber vor allem auch in Schulen und Kitas
ausgeschlossen werden.
Nachweise - Analytik
AGÖF Forschungsinstitute bieten teilweise im Leistungsverzeichnis
Beispiel Alab im Rahmen der Phthalatuntersuchungen
https://www.arguk.de/leistung/Leistungsverzeichnis.pdfBeispiel ARGUK im Rahmen der Untersuchung nach staubgetragenen Allergenen und Riech-, Reiz-, & hautirritativen Stoffen uab
eine Identifizierung von Phthalsäueranhydrid,PSA) an.
Allgemeiner Hinweis:
Bei allgemeinen Raumluftmessungen, Hausstaubuntersuchungen und Prüfkammeruntersuchungen werden zahlreiche Schadstoffe (Isothiazolinone, Carbonsäuren..) mit der üblichen Analytik, den gängigen Adsorbens nicht ausreichend identifiziert. Dies gilt auch für Phthalsäureanhydrid.
Zitat aus
Die Analytik von Phthalaten (DMP bis DEHP) in der Luft ist mit thermischer Desorption unter Verwendung von Quarzwolle als Adsorbens erfolgreich realisierbar. Dies wurde durch eine Methodenvalidierung bestätigt. Es wurden sowohl Messungen im Innenraum als auch in Emissionskammern vorgenommen. In den Emissionskammermessungen wurden mögliche Senkeneffekte der Kammeroberfläche (Glas) untersucht. Unter Zuhilfenahme der idealen Abklingkurve wird bestätigt, dass diese Oberfläche eine Senke darstellt.
Publikationen
Toxikologische Charakterisierung von Phthalsäure
Asthma induziert durch Epoxidharzsysteme